Leichtathletik-Ausschreibungskalender der LG Domspitzmilch Regensburg

 

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Mit Gänsehautgefühl auf dem Weg nach Peking 18. Mai 2006


Regensburg, 18. Mai 2006 (Retzer/MZ) - Eigentlich könnte Susi Lutz am 17. Juni ihre Füße hochlegen. Für die Sinzingerin, die gerade am Von-Müller-Gymnasium ihr Abitur baut (Leistungskurse Deutsch und Chemie), sind bis dahin die Prüfungen abgeschlossen. Doch wenn viele ihrer Mitschüler den wohlverdienten Urlaub antreten, legt die 19-jährige 3000-m-Hindernis-Läuferin noch eine Extraschippe nach. Bei der Domspitzmilch-Gala im Sportstadion der Uni Regensburg (gleichzeitig Europacup-Qualifikation) will die Lokalmatadorin im Trikot der LG Domspitzmilch die Norm für die Junioren-WM in Peking Mitte August schaffen und damit ihre Leistung des Vorjahres noch einmal toppen. Da hatte das sympathische Energiebündel bei der U20-EM in Kaunas/Litauen als Dritte einen vorläufigen Meilenstein in ihrer noch jungen Karriere gesetzt.
Also vorläufig kein Urlaub, sondern volle Kraft voraus. Der späte WM-Termin im August zwang Susi Lutz und ihren Trainer Kurt Ring heuer zu einem anderen Saisonaufbau als in den Jahren davor. Umso erfreulicher, dass mit dem dritten Platz über 5000 m (16:59,39 Minuten) bei der Jugend-DM vor zwei Wochen in Tübingen gleich ein erstes Ausrufezeichen gesetzt werden konnte. "Es war zwar zuletzt mit dem Abi etwas umständlich, und ich hatte zwischendurch einen kleinen Durchhänger. Aber auf diesen Bronze-Lauf kann ich wirklich stolz sein", sieht sie
sich auf dem richtigen Weg. Es ist dieses Sich-Konzentrieren Können auf einen Höhepunkt hin, das sie so stark macht. Am "Tag x", wenn's drauf ankommt, könne sie alles geben, weiß Susi Lutz um ihren größten Trumpf.
Wer die geradezu grazile, 1,62 Meter große Athletin betrachtet, dem kommt spontan der Kontrast zu den massigen Hindernissen in den Sinn, die sie zu bewältigen hat. Susi Lutz fühlt sich dennoch gut gewappnet für ihren Lauf über die schweren Balken. Mit dem Voltigiersport, den sie bis zu ihrem 15. Lebensjahr teilweise parallel zur Leichtathletik betrieben hatte, glaubt sie, eine gute Grundlage gelegt zu haben. "Mut und Sprungkraft helfen mir jetzt auf der Hindernisstrecke", sagt sie und fügt schmunzelnd an, dass ihre Mutter schon sehr erleichtert sei, dass ihre Tochter jetzt nicht mehr in luftiger Höhe auf einem Pferd rumturne. Was sie jetzt, da es in leistungsmäßig höhere Bereiche geht, zu spüren bekommt, ist auch die härtere Gangart. "Über 3000 m Hindernis sind es vor allem die Positionskämpfe, in denen man sich durchsetzen muss. Da wird einem schon mal auf die Ferse getreten oder kommt der Ellbogen raus", sagt Susi Lutz und erinnert sich an eine ähnliche Situation im Finallauf von Kaunas, als ihr "richtig eine mitgegeben" wurde, und sie als Folge dessen "zwei, drei Schritte richtig perplex" gewesen sei.
Die Qualifikationsnorm an sich stellt für sie kein allzu großes Hindernis dar. 10:14,96 hat sie vom Vorjahr "stehen", gefordert sind für Peking 10:30 Minuten. Zwei Athletinnen dürfen die Reise antreten. Susi Lutz hat in ihrer Altersgruppe mit Julia Hiller (LAC Quelle Fürth) ihre größte Konkurrentin. Beide gehören dem C-Nationalkader an, beide eint derzeit der Abitur-Stress. Susi Lutz wusste die Fürtherin im vergangenen Jahr über die 3000m Hindernis in der DLV-Bestenliste etwa neun Sekunden hinter sich, doch inzwischen hält sie ihre Konkurrentin auf dieser Distanz für ebenbürtig. Susi Lutz gibt zu, dass "diese Umstellung für mich nicht ganz einfach war".
Das Ziel Peking vor Augen ("Dort kommt nicht jeder hin, das ist die Mühe schon wert") wird Susi Lutz am 17. Juni vor heimischer Kulisse im Regensburger Uni-Stadion wieder alles geben. Zumal auch ihr Freund. der Sprinter und U20-Staffeleuropameister Christian Blum (LAC Quelle Fürth) in Regensburg an den Start geht. Die beiden hatten sich in Kaunas bei den EM-Titelkämpfen kennengelernt. Apropos Kaunas: Für kleinere Durchhänger hat Susi Lutz das beste Rezept im Videoschrank: den Film vom EM-Meisterschaftslauf. "Wenn ich den anschaue, bekomme ich wieder Herzklopfen und Gänsehaut, fiebere mit und freu mich über meinen Erfolg."
Ein zusätzlicher Motivationsschub, der vor allen Dingen eins macht: Appetit auf mehr.

Ein Beitrag von Birgit Retzer, MZ-Redakteurin, erschienen in der MZ-Ausgabe vom 18. Mai 2006

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